5. Mai 2017

CDU informierte interessierte Bürgerinnen und Bürger über das neue Abfallwirtschaftskonzept

Umfas­sen­de Ände­rung des Abfall­wirt­schafts­kon­zepts 2018
Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung des CDU Orts­ver­bands Bad Brei­sig fand gro­ße Resonanz

Bis auf den letz­ten Platz besetzt war der Jugend- und Kulturbahn­hof, als der Vor­sit­zen­de des CDU-Orts­­ver­­­bands Bad Brei­sig, Nor­bert Heid­gen, inter­es­sier­te Bür­ge­rin­nen und Bür­ger am 5. Mai begrüß­te und den Refe­ren­ten des Abends, den Werk­lei­ter des Abfallwirt­schaftsbetriebs Ahr­wei­ler, Herrn Sascha Hur­ten­bach, vorstellte.

Die­ser ver­an­lass­te sei­ne Zuhö­rer — unter ihnen der Landtagsabgeord­nete Gui­do Ernst, Ver­bands­bür­ger­meis­ter Bernd Wei­den­bach und Orts­bürgermeisterin Gabrie­le Her­­mann-Lersch — gleich zu Anfang zum Schmun­zeln mit dem Bekennt­nis „Müll ist mein Leben, Abfall mei­ne Lei­den­schaft“. Sein ein­lei­ten­der Vor­trag, dem eine leb­haf­te, teils emo­tio­na­le Dis­kus­si­on fol­gen soll­te, star­te­te er mit der provokan­ten Fra­ge: Neu­es Gebüh­ren­kon­zept – Bes­ser selbst entsorgen?

Dem folg­ten wei­te­re 12 Fra­gen und Ant­wor­ten mit geball­ten Informa­tionen rund um die Ände­rung des Abfallwirtschaftskonzepts.

Gebüh­ren­sta­bi­li­tät ver­sus Kostendeckungsprinzip

Sascha Hur­ten­bach wies dar­auf hin, dass die Abfall­ge­büh­ren im Kreis Ahr­wei­ler seit 9 Jah­ren sta­bil geblie­ben sind. Dem steht im glei­chen Zeit­raum eine all­ge­mei­ne Preis­stei­ge­rung von 25% entge­gen. Dies führ­te zwangs­läu­fig seit 2015 zu Ver­lus­ten, die der AWB aktu­ell nicht mehr kom­pen­sie­ren kann. Das Kos­ten­de­ckungs­prin­zip sowie der Umstand, dass die Ver­trä­ge mit dem Ent­sor­ger Remon­dis in die­sem Jahr enden, führ­ten zwangs­läu­fig zu neu­en kon­zep­tio­nel­len Überlegungen.

Es ist eine Bin­sen­weis­heit, so Sascha Hur­ten­bach, dass die Entsor­gungskosten von der Abfall­men­ge abhän­gen. Dabei steht beson­ders der Rest­müll im Fokus, beträgt doch sein Volu­men im Kreis Ahr­wei­ler jähr­lich ca. 18.000 Ton­nen, die Ent­sor­gungs­kos­ten in Höhe von ca. 150€ pro Ton­ne ver­ur­sa­chen. Die Ent­sor­gung der ca. 5.000 Ton­nen Ver­pa­ckungs­müll ist über das Dua­le Sys­tem gedeckt und die etwa 10.000 Ton­nen Alt­pa­pier las­sen sich der­zeit sogar für ca. 75€ pro Ton­ne als Roh­stoff vermarkten.

Sor­tier­ana­ly­se mit Überraschungen

Kern­pro­blem und Kos­ten­trei­ber ist die Rest­müll­men­ge. Wesent­lich, so Sascha Hur­ten­bach, ist das sorg­fäl­ti­ge Sor­tie­ren des Abfalls. Ziel des neu­en Kon­zep­tes ist es, die Rest­müll­men­ge um 50% zu redu­zieren. Das ist kei­ne Uto­pie, wie das über­ra­schen­de Ergeb­nis  ei­ner erst kürz­lich durch­ge­führ­ten Sor­tier­ana­ly­se von 120  Restmüll­tonnen in Ahr­wei­ler zeigt. Was die eif­ri­gen Mit­ar­bei­ter des AWB, um deren Job sie aus dem Publi­kum nie­mand benei­de­te, zu Tage för­derten zeig­te, dass im Durch­schnitt ein Drit­tel des Behältervo­lumens nicht genutzt wur­de und nur ca. 25% der Befül­lun­gen aus ech­tem Rest­müll bestan­den. Die übri­gen Inhalts­stof­fe waren Bio­müll, Ver­pa­ckun­gen, Alt­glas, Pfand­fla­schen und Papier.

Ver­ur­sa­cher­prin­zip, freie Wahl der Behäl­ter­grö­ße und Gut­schrift für Altpapier

Dar­aus folgt nach Sascha Hur­ten­bach, dass zukünf­tig kon­se­quen­te  Müll­tren­nung und der Weg weg von der Gebüh­ren­be­mes­sung nach Haus­haltsgröße, hin zum Ver­ur­sa­cher­prin­zip die ein­zig zukunftsträchti­ge Lösung im Inter­es­se aller ist. Das bedeu­tet kon­kret, dass zu­künftig neben den 4‑wöchigen Lee­run­gen der Rest­müll­ton­ne als Ba­sisleistung wei­te­re Lee­run­gen oder alter­na­tiv eine grö­ße­re Ton­ne, wie auch ande­re Zusatz­leis­tun­gen, z.B. ein Express-Ser­­vice für die Sperr­müll­ab­fuhr, gegen Kos­ten­er­stat­tung erfol­gen. Als Bon­bon stell­te er im Gegen­zug eine jähr­li­che Gut­schrift für Alt­pa­pier in Aus­sicht. Dies soll mit Hil­fe eines Zuord­nungs­chips in der Papier­tonne und Gewichts­er­mitt­lung des Alt­pa­piers am Müll­fahr­zeug erfolgen.

Gebüh­ren­er­hö­hung – mehr ille­ga­le Entsorgung?

Die alle Zuhö­rer inter­es­sie­ren­de Fra­ge, wie hoch denn zukünf­tig die Abfall­ge­büh­ren aus­fal­len wer­den, konn­te Sascha Hur­ten­bach mit dem Hin­weis auf die noch lau­fen­de Aus­schrei­bung der Ent­sor­gungs­leis­tun­gen nicht beant­wor­ten. Auf eine Gewiss­heit wies er in die­sem Zusam­men­hang jedoch hin, dass näm­lich eine kon­se­quen­te Müll­tren­nung zur indi­vi­du­el­len Kos­ten­ein­spa­rung bei­tra­gen wird. Den Hin­weis aus der Zuhö­rer­schaft, dass man wohl zukünf­tig beim Wald­spa­zier­gang und auf Park­plät­zen ver­mehrt mit Müll kon­fron­tiert wer­den wird, kon­ter­te Sascha Hur­ten­bach mit dem Hin­weis, dass in den Regio­nen, die die­ses Sys­tem bereits ein­ge­führt haben, ein sta­tis­ti­scher Nach­weis über einen Anstieg der ille­ga­len Abfall­ent­sor­gung nicht geführt wer­den kann.

Bröt­chen­tü­ten ins Alt­pa­pier, Spei­se­res­te in die Biotonne

Die im Anschluss an den über­aus infor­ma­ti­ven und kurz­wei­li­gen Vor­tag ent­brann­te leb­haf­te Dis­kus­si­on ließ erah­nen, wie emo­tio­nal besetzt das The­ma Abfall­ent­sor­gung ist. Den Hin­weis, z.B. Fleisch­res­te in die Bio­ton­ne zu geben, wur­de von Eini­gen mit Ver­wun­de­rung auf­ge­nom­men. Die Frak­ti­on der Eigen­kom­pos­tie­rer frag­te, was denn mit Spei­se­res­ten gesche­hen sol­le und ob denn nicht eine Unge­zie­fer­pla­ge her­auf­be­schwo­ren wür­de. Auch dafür gibt es Lösun­gen, die aber auf­wen­dig sind, so Sascha Hur­ten­bach. Er riet dazu, sich doch ein­mal Gedan­ken über die Nut­zung einer Bio­ton­ne  zu machen, beläuft sich der monat­li­che Preis dafür aktu­ell doch ledig­lich auf dem Wert einer Schach­tel Ziga­ret­ten. Zudem wird die wöchent­li­che Lee­rung der Bio­ton­nen ab dem nächs­ten Jahr um wei­te­re zwei Mona­te verlängert.

Ein beson­ders krea­ti­ver Tipp einer Zuhö­re­rin zur Alt­pa­pier­ton­ne sorg­te für Belus­ti­gung. Schlug sie doch vor, das Alt­pa­pier zur „Erstat­tungs­op­ti­mie­rung“ vor der Abfuhr ordent­lich zu wäs­sern und damit das Gewicht zu erhö­hen. Offen­bar scheint die neue Gebühren­ordnung zumin­dest die Krea­ti­vi­tät eini­ger Mit­bür­ger zu för­dern. Hur­ten­bach kon­ter­te jedoch, Mecha­nis­men wür­den die­sen Miss­brauch zu ver­hin­dern wissen.

Auf eine besorg­te Nach­fra­ge zur Ein­füh­rung der Pfle­ge­ton­ne für Haus­hal­te mit pfle­ge­be­dürf­ti­gen Men­schen und Klein­kin­dern versi­cherte Sascha Hur­ten­bach, dass eine Kenn­zeich­nung zwar unumgäng­lich sei, die­se aber unauf­fäl­lig gestal­tet wird, um eine Dis­kriminierung auszuschließen.

Abschlie­ßend bot er für indi­vi­du­el­le Ent­sor­gungs­pro­ble­me ein per­sön­li­ches Gespräch an und appel­lier­te an sei­ne Zuhö­re­rin­nen und Zuhö­rer, dem neu­en Gebüh­ren­kon­zept eine Chan­ce zu geben.

Wir sind auch offen dafür, even­tu­el­le Feh­ler zu korrigieren.“

Nor­bert Heid­gen gab in sei­nem Schluss­wort zu, vor dem Vor­trag nie gedacht zu haben, dass Abfall­ent­sor­gung ein so span­nen­des The­ma sein könn­te. Er dank­te dem Refe­ren­ten für den enga­gier­ten und span­nen­den Vor­trag und den anwe­sen­den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern für die leb­haf­te Betei­li­gung an der anschlie­ßen­den Diskussion.